Leseförderung an Schulen

Programm „Verstärkte Leseförderung an allen Schulen“

Das Programm „Verstärkte Leseförderung an allen Schulen“ wurde 2012 auf der Grundlage der KMK-Expertise „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) gemeinsam mit Dr. Daniel Nix entwickelt. Die wissenschaftliche Begleitung des Leseprogramms hatte Professor Andreas Gold (Goethe-Universität, Frankfurt).

Das Leseprogramm ist entsprechend neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Anlage von BiSS bildungsetappenübergreifend angelegt, d.h. es geht um Leseförderung als überfachliche Kompetenz in allen Schulformen.

Dabei geht es in dem Leseprogramm darum, wissenschaftlich gesicherte und beeinflussbare Elemente der Lesekompetenz als Mindeststandard in allen Schulen zu sichern. :

  •  Einsatz von Leselernstandserhebungen als Grundlage von Förderung
  •  Förderung der Dekodierfähigkeit/Leseflüssigkeit
  •  Einübung von Lesestrategien
  •  Lesen in allen Fächern
  •  Lesemotivation/Vielleseverfahren
  •  Leseförderung von Jungen

Diese Elemente werden genutzt als Kriterien für eine Bilanzierung der schulischen Leseförderung. Auf der Grundlage der Bilanzierung können die Lehrkräfte bereits gelingende Lesefördermaßnahmen wie auch möglichen Entwicklungsbedarf identifizieren.

Die Fortbildungsmodule

Die o.g. Elemente wurden in drei Fortbildungsmodule umgesetzt, die in allen Schulen durchgeführt werden mit variierender Teilnahme des Kollegiums:
So sollten alle Lehrkräfte an der Vorstellung des Konzeptes teilnehmen, um durch die Bilanzierung die Ausgangslage der schulischen Leseförderung kennenzulernen.

Die Teilnahme an den drei Fortbildungsmodulen ist für Deutschlehrkräfte vorgesehen. Die Teilnahme an der Fortbildung zu Modul 2 ist jedoch für alle Lehrkräfte einer Schule notwendig, weil in jedem Fach – bis auf den Sportunterricht – textbasiert gearbeitet wird.

 

die drei Fortbildungsmodule

Die Struktur der Module ist immer gleich und beinhaltet nach einer theoretischen Fundierung über die Bedeutung des jeweiligen Aspektes der Lesekompetenz (z.B. Leseflüssigkeit), Diagnoseinstrumente und –maßnahmen , Fördermaßnahmen, sowie Vorschläge zur Umsetzung.

Im Basismodul 1 geht es um Diagnose und Förderung der basalen Lesefertigkeiten und der Leseflüssigkeit, die auch in den Schulen der Sekundarstufe noch in den Blick genommen werden müssen. Die Bedeutung der Leseflüssigkeit muss nachdrücklich vermittelt werden. Zu diesem Modul werden nach einer theoretischen Einführung einfache Instrumente/ Tools zur Diagnose wie auch Möglichkeiten der Förderung vorgestellt. „Lautlese-Tandems“ als eine Methode der Förderung der Leseflüssigkeit werden praktisch eingeübt.

Thema des Basismoduls 2 ist das Leseverständnis. Schwerpunkt ist hier der Einsatz von Lesestrategien wie auch metakognitiver Strategien. Sie sind vielen Lehrkräften bereits bekannt, jedoch nicht in ihrer entscheidenden Bedeutung für eigenverantwortliches und selbstgesteuertes Lernen. Ebenso ist die Bedeutung der Lehrperson als Modell nicht genügend bewusst. Lesestrategien werden häufig im Fach Deutsch, selten aber in allen Fächern genutzt, was den Schülerinnen und Schülern die selbstständige Arbeit an Texten erschwert. Daher ist es wichtig, dass alle Lehrkräfte einer Schule über die Bedeutung von Lesestrategien für alle Fächer informiert werden. Auch in dieser Fortbildung erfolgt zunächst eine theoretische Einführung, anschließend werden Lesestrategien und deren Einführung vorgestellt und praktisch erprobt.

Im Basismodul 3 geht es um Diagnose und Förderung der Lesemotivation unter besonderer Beachtung des Selbstkonzeptes. Wie können Schülerinnen und Schüler zum Lesen motiviert werden, die zwar in kognitiver Hinsicht zur Textverarbeitung in der Lage sind, aber längere Texte und Bücher nicht lesen, z.B. weil sie keinen persönlichen Gewinn aus der Lektüre ziehen können oder Anstrengung vermeiden wollen? Lesemotivation ist in vielen Dimensionen bedeutsam für die Ausbildung der Lesekompetenz, daher ist es wichtig, herauszufinden, warum die jeweiligen Schülerinnen und Schüler nicht motiviert zum Lesen sind. Die Beachtung des Selbstkonzeptes der Lernenden stellt dazu einen ersten notwendigen Schritt dar. Zu dieser Diagnose werden Frage- und Selbsteinschätzungsbögen vorgestellt. Verfahren der Leseanimation, wie z.B. Leseprojekte, Klassenbibliotheken, Lesenächte sowie Vielleseverfahren werden als Möglichkeiten der Förderung in diesem Modul ebenfalls vorgestellt.

Die Bilanzierung

In den Schulen werden bereits vielfältige Angebote zur Leseförderung gemacht. Diese sollen für die weitere Arbeit genutzt und aufgenommen werden. Zugleich aber soll gewährleistet sein, dass die Ausrichtung der Leseförderung an den o.g. Standards erfolgt.

Daher ist als Ausgangspunkt eine Bilanzierung der bisherigen schulischen Leseförderung ein wichtiger Schritt.
Diese Bilanzierung erfolgt in der jeweiligen Schule mit Hilfe der „Checkliste“, die die wissenschaftlich gesicherten Elemente der Lesekompetenz (Standards) beinhaltet.

Auf der Grundlage dieser Bilanzierung können die Lehrkräfte bereits gelingende Lesefördermaßnahmen identifizieren, den Entwicklungsbedarf feststellen und Ziele für die weitere Arbeit ableiten.

Das Leseförderkonzept

Um eine systematische Leseförderung in den Schulen nachhaltig zu sichern, ist die Verankerung im schulischen Leseförderkonzept durch gemeinsame verbindliche Vereinbarungen besonders wichtig. Zunächst wird der bei der Bilanzierung herausgearbeitet Entwicklungsbedarf zur Förderung der Lesekompetenz im Förderkonzept festgehalten.

Nach der Fortbildung zu jedem Modul haben die Lehrkräfte Zeit, die vorgestellten Fördermaßnahmen im Unterricht zu erproben. Erst nach einer ausreichenden Zeit der Erprobung werden die Erfahrungen der Lehrkräfte reflektiert, ausgewertet und schließlich zu verbindlichen Vereinbarungen zur Leseförderung geführt.

So entsteht allmählich das verbindlich vereinbarte Leseförderkonzept.

 

Checkliste - Bestandsaufnahme der schulischen Leseförderpraxis